Danach jagt ein Gang den anderen, ich habe das meiste vergessen.
Die begleitenden Weine beschreibt Yasmin halb auf Englisch, halb auf Deutsch, was sehr hilfreich war, als:
„rather herbacious“ (Sancerre) und „cloudy“ (EMMA, ein Biowein aus Italien, dessen Muskateller-Cluster im Ganzen auf der Maische vergoren wurde und nicht gefiltert, ein sog. „Orange“).
Die Trauben (Marinello, Corinna und Rondinella) des Amarone hatten eine Weile „auf der Eiche verbracht“ und der Prosecco von Zanato war noch „al fondo“, d.h. mit kleinen Sedimenten angereichert.
Das war eigentlich recht interessant, ich habe aber nicht unbedingt verstanden, wieso in Zeiten des Klimaschutzes ein ungefilterter Muskateller-Cluster aus Italien nach Island gebracht werden muß, damit er dort mit einem Stückchen Fisch harmoniere.
Der Gipfel der Phantasie des Küchenchefs war aber das „home made sea-salt“! Auf meine Frage hin, was das sein solle, erklärt man mir todernst, man hätte zwei Sklaven aus der Küche ans Meer geschickt, um ein paar Eimer Meerwasser zu holen.Dann mußten diese das Wasser zwei Tage lang kochen lassen, bis das Salz übrig blieb.
Zu einem Gang gab es auch ein Bier aus einer „gypsy brewery“: irgendwelche Kreative gehen zu einer klassischen Brauerei, benutzen deren Infrastrukur und brauen in kleiner Menge eine Art „Craft beer“, das keinem schmeckt.
Schließlich gibt es als Hauptgang „wild goose“ mit dem Hinweis, daß diese Gans in freier Wildbahn geschossen wurde, wenn also noch Schrotkugeln zu finden wäre....sorry, sorry, sorry! Bei mir waren keine Kugeln drin, aber jede Menge Knochen in einem kleinen Stück Fleisch. Auch das hätten wir noch verzeihen, wenn die Gans denn warm gewesen wäre, aber die Philosophie des Kochs ist anscheinend derart, daß alles auf handgetöpfertem Keramikgeschirr serviert werden muß, und das wird halt sehr schnell kalt.
Selbst die an sich gut schmeckende Dashi-Brühe mit den Kohlstücken irgendwann dazwischen war kalt!
Alexander kommentiert das Ganze irgendwann dann so: „Wenn ich Rehrücken bestelle, dann will ich auch Rehrücken haben und keine 5 Variationen Sellerie.“
Und Ralf meint zu den Wein-Erklärungen mitfühlend: „Ey, auch das deutsche Weingesetz kennt verdammt viele rules!“